Interkommunales Verkehrskonzept: Top oder Flop?

In einer Sonder-GVV wurde am 9.November 2021 das Interkommunale Verkehrskonzept Niederbarnimer Fließlandschaft – Glienicke – Mühlenbecker Land – Birkenwerder – Hohen Neuendorf vorgestellt.

Weil der Name zu sperrig ist, wurden die betroffenen Kommunen als „GMBH Kommunen“ (Glienicke-Mühlenbecker Land-Birkenwerder-Hohen Neuendorf) zusammengefasst.

Keine schlechte Idee, denn die kommunalen Probleme sind vergleichbar. So könnten die Kommunen enorm Kosten einsparen, z. B. durch geteilte Personalstellen. Die betroffenen Verwaltungen sehen das allerdings anders.

Mit EU-Mitteln gefördert, haben die Kommunen ein Interkommunales Verkehrskonzept für eine knappe halbe Million Euro in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt nun vor. Bekannte Probleme wurden dokumentiert, mehr oder weniger gute Lösungsansätze gefunden.

Wie zeitgeistgemäß zu erwarten war, soll vor allem der Radverkehr gefördert werden. Allein 60 der etwa 120 Seiten des Maßnahmenkatalogs beziehen sich auf die Verbesserung der Radinfrastruktur. Den Familien-Wocheneinkauf und die neuen Fliesen aus dem Baumarkt sollen die Bürger demnächst mit dem Lastenrad nach Hause transportieren. Wir fragen uns, ob die Konzepte nur für junge gesunde Menschen geeignet sind. Was machen Kinder, Senioren und in ihrer Leistung eingeschränkte Bürger? Schließlich ist nicht jeder zwischen 16 und 50 Jahre alt und kann mit Jeans und Pullover mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.

Auch die altbekannte Forderung nach einer Taktverdichtung der S1 wurde besprochen. Für die Lösung sind aber weder die Kommunen noch der Kreis zuständig. Ggf. wird ab 2030 entschieden, ob ein zweites Gleis zwischen Frohnau und Birkenwerder gebaut wird. Eine 10-Minuten-Taktung der S1 steht also noch in weiter Ferne.

Sehr schön die Empfehlungen für eine Erweiterung der Buslinien, um die GMBH Gemeinden zu verbinden. Hier hätte es die AfD-Fraktion gefreut, wenn man mit dem Nahverkehrsbeirat des Landkreises Oberhavel bzw. dem IGES Institut kommuniziert hätte. So wurden das Konzept der GMBH Gemeinden und das des Landkreises OHV unabhängig voneinander entworfen. Die Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit wurde vertan, was sehr traurig ist: Immerhin soll das Konzept fünf Jahre lang gelten.

Die vorgeschlagene Erweiterung der Buslinie 125 (siehe Schaubild) ist ein geschickter Schachzug, um Borgsdorf und Birkenwerder Nord an den Ortskern anzubinden.

Auszug aus dem IVK der Fa. Gertz Gutsche Rümenapp

Mit einer Ortsbuslinie auch die anderen Kommunen des IVK (Interkommunales Verkehrskonzept) einzubinden, könnte tatsächlich zu einer Entlastung des Straßenverkehrsaufkommens führen. Die Planer schlagen hier die Linie 2 vor (siehe Schaubild)

Auszug aus dem IVK der Fa. Gertz Gutsche Rümenapp

Eine Buslinie nach Velten aus Birkenwerder: eine gute Idee, wenn man bedenkt, dass unser Bahnhof zum Regionalbahnhof werden soll. Das dauert zwar noch ein paar Jährchen, aber die angedachte Buslinie 6 lässt sich ohne große Mehrkosten installieren (siehe Schaubild).

Auszug aus dem IVK der Fa. Gertz Gutsche Rümenapp

Die AfD-Fraktion hätte gerne das Interkommunale Verkehrskonzept in den Ausschüssen besprochen. Schon wegen des angedachten Buskonzepts hätte die GVV absprechen können, wie die Verwaltung doch noch das Buskonzept mit Hilfe des Kreistags in den neuen Nahverkehrsplan einbringen könnte. Leider wurde unser Antrag auf Verweisung in die Ausschüsse stumpf abgelehnt, weil die AfD den Vorschlag einbrachte. Unsere Spezialdemokraten in der GVV lernen eben langsam bis gar nicht dazu. Wir bleiben für Sie am Ball.

Übrigens soll im Rahmen der Verkehrswende alles auf elektrisch umgestellt werden. Dazu muss, nach Aussage der Berater, zwingend das Stromnetz „ertüchtigt“ werden. Ansonsten droht unser Stromnetz zusammen zu brechen. Wir haben nachgefragt, was man sich darunter vorstellen muss: So genau wussten die Berater das auch nicht. Dass der Energieversorger, sprich EON, dafür zuständig ist und dass es sehr teuer wird, darüber war man sich einig.

Ohne größere Diskussion und weiterer Beratung in den Ausschüssen wurde das unausgegorene Konzept von der GVV und dem Bürgermeister durchgewunken, was unsere Fraktion sehr verwunderte.

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